Anruf bei... Philipp Schaller von der Herkuleskeule
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter, Künstler und Gastronomen Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter, Künstler und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Betrieb und ihren Alltag hat. Am Freitag, 17. April 2020: Philipp Schaller, Chef der Dresdner Herkuleskeule
Wie geht es Ihnen angesichts des absoluten Veranstaltungsverbots?
Alle unsere Kabarettisten würden lieber spielen als zuhause zu sitzen. Diese Zeit verlangt geradezu nach einer satirischen Aufarbeitung – und dass wir das nicht auf der Bühne tun können, ist ärgerlich! Allein diese unfassbare Rohheit, dass Deutschland nur 50 Kinder aus den Flüchtlingslagern holt, aber 80.000 Erntehelfer einfliegt, damit der Spargel nicht verrottet. Die Würde des Spargels ist unantastbar!
Was werden Sie heute tun?
Auf dem Balkon sitzen und arbeiten. Ich schreibe mit dem Autoren Michael Frowin das nächste Programm der Herkuleskeule.
Und was hätten Sie heute normalerweise getan?
Wir hätten Proben für unsere Juli-Premiere gehabt: „Mit Spatzen auf Kanonen“ – das Textbuch ist fertig – die Inszenierung auf nächstes Jahr verschoben. Naja, im Vergleich ein Luxusproblem.
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
Ich persönlich habe keine unerwartet freie Zeit, obwohl ich auch die Entschleunigung und die Konsumeinschränkung der letzten Wochen sehr entspannend fand. Unsere Kollegen, vor allem an der Kasse, haben ordentlich zu tun, Veranstaltungen werden verlegt, die Leute kaufen viele Gutscheine. Unsere Kabarettisten steuern von zuhause Videobeiträge für social media bei und arbeiten inhaltlich an den nächsten Projekten.
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Das ist im Moment nicht abzusehen. Zumal der Staat sich derzeit mehr Gedanken über die Öffnung von Gotteshäusern macht. Ab wann und wie Theater wieder öffnen könnten, scheint erstmal egal zu sein – das macht die Planung, auch die finanzielle schwierig. Immerhin können wir bald wieder beten gehen.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Dass doch die meisten von uns die Erfahrung machen, dass wir unsere Lebensgewohnheiten massiv ändern können, wenn es einer wichtigen Sache dient. Ich bin mir absolut sicher, dass nach Corona das weitaus größere Problem des Klimawandels mit gleicher Entschlossenheit angegangen wird. Ich erwarte schon die Fernsehansprache der Kanzlerin, und Menschen, die aus dem Fenster Fridays-for-Future-Kindern zuklatschen.
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Ohne Kino, ohne Theater, ohne Konzerte fehlt mir viel. Viel mehr als ich gedacht hätte.
Gespräch: Frank Treue