Anruf bei... Mandy Streit, Leiterin des Dresdner Panometer
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter, Künstler und Gastronomen Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter, Künstler und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Beruf und ihren Alltag hat. Am Samstag, 4. April 2020: Mandy Streit, Leiterin des Asisis-Panometer Dresden
Wie geht es Ihnen angesichts des absoluten Veranstaltungsverbots?
Da geht es uns wie vielen anderen Kulturbetrieben oder Gastromomen auch. Die generelle Schließung unserer Ausstellung hat uns alle ziemlich spontan überrollt und zur Folge, dass unser Panometer-Mitarbeiter nun in Kurzarbeit sind und unsere Pauschalkräfte und Gästeführer im Moment keine Beschäftigung haben. Das ist traurig mit anzusehen. Aber das gesamte Team ist wohlauf, das ist die Hauptsache.
Was gibt es denn jetzt für Sie zu tun?
Zunächst haben wir die Schließzeit effektiv genutzt und erstmal Frühjahrsputz gemacht. Wir haben ja sost jeden Tag geöffnet, da müssen die meisten Wartungs-, Reinigungs- und Reparaturarbeiten früh morgens oder spät abends gemacht werden. Trotz Schließung gibt es im Hintergrund eine Menge zu tun. Der Unterschied besteht nun darin, dass ich nicht mehr aus dem Büro heraus agiere oder mich täglich mit den Panometer-Mitarbeitern abstimme, sondern mich jetzt an meinem provisorischen Arbeitsplatz in der Küche eingerichtet habe und mit meinem Team der DDV Mediengruppe per Videochat kommuniziere. Hier arbeiten wir an Projekten weiter, die sowieso auf unsere Agenda standen, z.B. unsere neue Webseite, neue Vertriebsaktionen, Veranstaltungsreihen oder ein Imagevideo. Langweilig wird es nicht.
Und was gäbe es normalerweise zu tun?
Eigentlich das Gleiche, nur mit einem laufenden Ausstellungsbetrieb im Rücken. Normalerweise hätte es jetzt noch einige kleine Veranstaltungen gegeben. Wir hatten ja gerade erst unsere Sonderausstellung „Vier Zeiten – Vier Ansichten“ eröffnet, welche sehr erfolgreich angelaufen ist. Dazu sollte es nun noch Lesungen, Filmabende und musikalische Beiträge geben. Das liegt zunächst auf Eis. Mir fehlt natürlich der tägliche persönliche Austausch mit Kollegen beim Mittagessen. Auch wenn Videokonferenzen nun ein wichtiges Arbeitstool sind, ersetzen Sie nicht das persönliche Treffen oder einen kurzen Plausch zwischendurch.
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
Unerwartete Freizeit habe ich leider nicht *lacht*. Unsere Töchter, 8 und 11 Jahre, sind ja auch die ganze Zeit zuhause. Da heißt es dann nebenbei Schulaufgaben erledigen und Mittagessen kochen. Mal gehe ich nachmittags mit den beiden vor die Tür, mal mein Partner. Das heißt aber auch gleichzeitig, dass ich mich abends nochmal an den Küchentisch setzen muss, um zu arbeiten. Das ist eine noch nie dagewesene Herausforderung für viele berufstätigen Eltern.
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Ausgleichen wahrscheinlich nicht. Mein Team im Panometer ist momentan in Kurzarbeit. Wir wollen mit derselben Mannschaft, die mit uns in die Krise gegangen ist, auch aus dieser wieder herausgehen. Wir haben das Glück, mit der DDV Mediengruppe Teil eines Unternehmens zu sein, was sehr breit aufgestellt ist. Das gibt uns momentan Sicherheit und ermöglicht uns auch jetzt die Weiterarbeit an aktuellen Projekten. Aber die Unsicherheit, wie lange dieser Zustand anhält und man die finanzielle Belastung tragen muss, besteht. Wir haben wie alle laufende Kosten und keine Einnahmen.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Hoffnung gibt mir das, was ich tagtäglich erlebe, sehe und lese. Besonders in der Krise wachsen die Menschen wieder zusammen. Sie sind solidarisch und hilfsbereit. In unserer Ausstellung „Dresden 1945“ zeigen wir die Zerstörung Dresdens nach den Bombenangriffen von 1945. Der Krieg hat innerhalb weniger Stunden eine Stadt in Schutt und Asche gelegt und tausende Menschenleben gefordert. Heute kämpfen wir gegen einen unsichtbaren Feind. Auch er bringt das soziale, gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zum Erliegen und fordert Opfer. Dennoch gilt damals wie heute: Aus jeder Krise erwächst etwas Neues. Ich hoffe, dass wir aus ihr gestärkt herauskommen. Nicht nur als Panometer Dresden, auch – und vor allem – als Gesellschaft.
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Ich denke, es ist zu früh, da generelle Erkenntnisse abzuleiten. Aber man spürt bei den Menschen deutlich ein verändertes Bewusstsein für Umweltschutz, Massentourismus, Niedriglohn-Produktion etc. Ich würde mir wünschen, dass die Menschen auch in krisenfreien Zeiten zusammenhalten. Uns eint doch alle der Wunsch nach Frieden, Nächstenliebe und Gesundheit. Für mich persönlich ist das Homeoffice eine neue Erfahrung. In Telefonaten lassen sich viele Dinge viel schneller klären, als im stundenlangen E-Mail-Verkehr. Wenn wir alle in den normalen Arbeitsalltag zurückkehren, werden wir wahrscheinlich viele Arbeitsweisen überdenken und uns neu strukturieren.
Gespräch: Frank Treue