Anruf bei... Kabarettist Peter Flache
Bei Augusto-Sachsen.de geben Veranstalter, Künstler und Gastronomen Auskunft über ihre Sorgen und Hoffnungen, Probleme und Wünsche in Zeiten der Corona-Krise.
Die Corona-Krise trifft Veranstalter, Künstler und Gastronomen besonders hart. Auf augusto-sachsen.de beantworten sie unsere Fragen zu den Auswirkungen, die die derzeitige Lage auf ihren Betrieb und ihren Alltag hat. Am Sonntag, 19. April 2020: Peter Flache, Kabarettist, Schauspieler und Autor aus Dresden
Wie geht es Ihnen angesichts des absoluten Veranstaltungsverbots?
Die Situation ist irgendwie beklemmend. Ich habe den Eindruck, dass es eine weitaus größere Verunsicherung gibt, als wir vielleicht wahrhaben wollen. Ich würde mich sehr freuen, wenn es wieder Veranstaltungen unter normalen Bedingungen geben könnte, und gleichzeitig bin ich besorgt, was wir dann unter „normal“ verstehen werden. Ein maskiertes Publikum ist sicher ein Alptraum.
Was werden Sie heute tun?
Ich werde heute im Garten etwas herumwerkeln und in der Nacht weiter an meinem neuen Programm „Dünnershow“ schrauben.
Und was hätten Sie heute normalerweise getan?
Vermutlich das gleiche, denn ich habe in der Osterwoche keine Termine gemacht. Das ist für meine Familie und mich immer eine der schönsten Wochen im Jahr.
Gibt es schon einen Plan, wie Sie die unerwartete freie Zeit nutzen?
Es ist eine sehr fruchtbare Zeit und sie wird nicht reichen für all das, was ich machen sollte. Es gibt bei mir ein ganzes Arsenal liegengebliebener Aufgaben, und ich hatte gehofft, ich würde diese dunkle Kammer betreten und beräumen, aber ich mache schon wieder alles Mögliche.
Lässt sich der zu befürchtende finanzielle Verlust irgendwie ausgleichen?
Ich habe auch den Antrag bei der SAB gestellt – mal sehen. Anderen geht es viel, viel schlimmer als mir. Ich habe zwar kein Einkommen, aber ein Auskommen. In früheren Jahren haben meine Frau und ich gelernt, spartanisch zu leben, weil wir wirklich nichts hatten. Das war aber nicht die schlechteste Zeit unseres Lebens.
Was macht Ihnen Hoffnung?
Dass die Leute in meinem Umfeld merken, wie wichtig soziale Kontakte sind und dass Internet, Fernsehen, Radio usw. im Grunde höchst unzureichende Unterhaltung bieten.
Können Sie schon generelle Lehren aus dieser Erfahrung ziehen?
Ich ziehe einige Lehren:
1. Media vita in morte sumus - heißt es in einem Coral – Mitten im Leben sind wir vom Tod umgeben. Nicht nur das Leben muss eingeübt werden, sondern auch das Sterben.
2. Ich bin erstaunt, wie viel ich nicht brauche.
3. Wenn die Menschheit einen gemeinsamen Feind hätte, würde sie ganz gut miteinander auskommen.
4. Es gibt einiges, dem ich nicht mehr blind trauen sollte.
Gespräch: Frank Treue