3 Veganer-Vorurteile, was ist dran?

Veganer sind muskelschwache "Weltverbesserer", die unter Nährstoffmangel leiden. Oder etwa nicht?

Wie gesund ist vegan?
Wie gesund ist vegan? © Bild von Jill Wellington auf Pixabay

Als Vegetarier hört man schon genügend Vorurteile, doch wenn man preisgibt, dass man sich komplett oder weitestgehend vegan ernährt, dann kann man sich davor gar nicht mehr retten. Manches ist auch nur gut gemeinter Rat, manches vielleicht Sorgen und Bedenken. Doch im gleichen Atemzug fühlt man sich als Veggie nicht wohl, Bedenken und Sorgen gegenüber den "Fleischessern" zu äußern. Es könnt als Bevormundung oder Belehrung ankommen. Sie sehen, das Thema Ernährung ist ein Fall für sich. Es ist schwer, einzuschätzen, welche Aussagen angebracht sind und welche nicht. Das ist natürlich auch sehr individuell. Allerdings spreche ich, denke ich, für einige Veganer unter uns, wenn ich sage, dass es drei Vorurteile gibt, mit denen wir uns regelmäßig rumschlagen müssen. Und auf die möchte ich heute kurz eingehen.

Also ich finde das nicht gut! Woher nimmst du denn deine Nährstoffe? Vor allem ein Vitamin-B12-Mangel kann ungesund sein, das führt doch zu Hirnschäden!

Gleich vorab: Ich bin dankbar für jeden, der sich darüber Gedanken macht. Das zeigt, dass man sich sorgt und sich zumindest schon einmal mit der pflanzlichen Ernährungsweise auseinandergesetzt hat. Doch gleichzeitig sind diese Sorgen überflüssig. Ja, als Veganer sollte man B12 supplementieren. Doch das sollten auch manche Mischköstler. Vitamin B12 ist ein Nährstoff, der durch Mikroorganismen hergestellt wird und daher in tierischen Produkten zu finden ist und nicht in pflanzlichen. Doch der Anteil ist je nach Produkt recht gering und kann somit auch für Mischköstler zum Risiko werden. Das zeigt die Framingham Offspring Study von 2000. Daher nehmen vor allem Veganer diese Vitamine als Ergänzungsmittel zu sich. Aber sind Supplemente so unnatürlich? Als Gegenfrage möchte ich an der Stelle in den Raum werfen, ob schädliche Bakterien oder Viren aufgrund ihrer Natürlichkeit gleich etwas Gutes sind und ob Impfungen und Medikamente aufgrund ihrer Unnatürlichkeit direkt etwas Schlechtes sind? Hier gibt es offenbar kein schwarz und weiß.

Wie machst du das denn mit dem Sport? Dir fehlen doch die Proteine!

Auch das ist pauschal gesagt so nicht ganz richtig. Wenn man als Veganer mehrfach die Woche Sport macht, dann sollte man darauf achten, dass man genügend Proteine zu sich nimmt, genauso wie ein Mischköstler, der viel Sport betreibt. Das ist nicht nur förderlich für den Muskelaufbau sondern auch unterstützend für die Muskelregeneration. Das Veganer aufgrund eines Proteinmangels an Leistung einbüßen könnten, darum braucht sich wirklich niemand sorgen. Ich nehme die Proteine zwar nicht über tierische Produkte auf, aber über pflanzliche. Pflanzen und Proteine? Ja! Linsen, Bohnen, Brokkoli, Walnüsse und vieles mehr haben einen hohen Eiweißanteil. Ab und zu ein Stück Tofu ist natürlich auch dabei. An der Stelle nochmal der Hinweis: Tofu muss auch nicht immer langweilig und fade schmecken. Wenn Sie sich überzeugen wollen, dann bestellen Sie beim nächsten Besuch im Asia-Restaurant mal ihr Lieblingsgericht mit knusprig gebratenem Tofu. In der asiatischen Kultur stehen Tofu und Tempeh schon immer auf dem traditionellen Speiseplan. Richtig zubereitet und gewürzt können diese Alternativen zu richtigen Leckerbissen werden.

Vegan zu essen ist doch so kompliziert, und teuer noch dazu!

Jein. Kompliziert kann es sein, wenn man ein Restaurant besucht, in dem man auf Salatbeilagen und eine Portion Pommes zurückgreifen muss. Aber auch das ist mittlerweile eher unwahrscheinlich. Die meisten Restaurants bieten leckere vegetarische Alternativen an und auch das vegane Angebote wird immer größer. Gerade indische, thailändische und japanische Restaurants sind eine gute Wahl. Auswärts vegan essen kann also durchaus zu einer Hürde werden. Das ist auch eine der wenigen Situationen, in denen ich auf vegetarische Gerichte zurückgreife, die findet man wie gesagt beinahe überall. Doch wenn man zu Hause kocht, dann ist es sehr leicht, vegan zu kochen. Egal, ob man neue Rezepte ausprobiert oder die eigenen Leibgerichte mit Alternativen vegetarisch oder vegan zubereitet: Wer Spaß am Kochen hat, wird hier keine Probleme bekommen. Meine Favoriten: Linsenbolognese, verschiedene Currys, bunt gefüllte Wraps (auch super für Schule, Uni oder Arbeit).

Aber wie preisintensiv ist das Ganze? Das kommt drauf an. So banal das klingen mag, man kann selbst entscheiden, wie teuer vegane Ernährung sein soll. Reis, Kartoffeln, Nudeln, Obst, Gemüse … für all das muss man nicht tiefer in die Tasche greifen als zuvor. Doch hier wird es kritisch: Fleischersatzprodukte. Vor allem gewürztes Sojahack, eingelegter Tofu, vegane Burger-Patties und Co. sind zwar vor allem für diejenigen tolle Produkte, die gerade anfangen, auf Fleisch zu verzichten, doch sie sind kostenintensiver und auch ungesünder. Kurz gesagt: Man hat selbst in der Hand, wie kompliziert das alles werden soll. YouTube, Pinterest und Co. schäumen allerdings gerade so über vor einfachen, günstigen und gesunden veganen Rezepten. Ein Blick lohnt sich! Vielleicht kochen Sie ja bald schon ihre erste vegane Köstlichkeit?

Denise Nestler