Besuch bei... Uwe Proksch in der KuFa Hoyerswerda

Kultur im zweiten Lockdown – wie geht´s weiter? Augusto fragt Veranstalter und Künstler, wie sie mit der neuen Lage umgehen.

Uwe Proksch ist Chef der KuFa in Hoyerswerda.
Uwe Proksch ist Chef der KuFa in Hoyerswerda. © PR/Kufa Hoyerswerda

Alles auf Anfang, Kulturstätten zu, Veranstaltungen abgesagt, Stille auf den Bühnen und in den Sälen. Alles auf Anfang? Mitnichten. Die Lage ist eine andere als im März und April. Damals herrschte zumindest anfangs weitgehende Einigkeit unter Veranstaltern und Künstlern, dass das Opfer ein notwendiges ist. Das ist in diesem tristesten November aller Zeiten nicht mehr so. Augusto hat vor acht Monaten Gespräche mit 35 Veranstaltern und Künstlern geführt. Wir knüpfen daran an und fragen erneut nach dem Umgang mit dem Stillstand im Kulturbetrieb – und natürlich nach der Zukunft. Mitte November 2020:  Uwe Proksch, Chef der Kulturfabrik, kurz Kufa, in Hoyerswerda.

Wieder sind die Ankündigungskästen vor der Kufa leer.
Wieder sind die Ankündigungskästen vor der Kufa leer. © PR/Kufa Hoyerswerda

Das letzte Oktober-Wochenende war noch einmal richtig stark: Lesung mit Cornelias Pollmer und Lukas Rietzschel, Renft-Konzert, Kunstmarkt – und jetzt abrupt Null. Geht es weiter? Und wie?
Als der erste „Lockdown“ im Frühjahr verkündet wurde, hatte man so eine Art Ziel vor Augen: „Im Herbst geht‘s weiter“; und darauf hin wurden auch alles Tun ausgerichtet: Überbrücken der Zeit mit virtuellen Aktivitäten, Umplanung von Veranstaltungen in Absprachen mit den Künstlern auf Ende des Jahres, spätestens aber Anfang 2021... kurz: Es wird weitergehen! Heute dagegen ist alles ungewiss. Manche Agenturen haben sogar schon 2021 aufgegeben und orientieren auf 2022.

Dabei hat die KuFa ein Hygienekonzept, das alle Anforderungen erfüllte: Kontaktdaten-Erhebung, Abstand, Minimierung der Gäste-Zahl, Maskenpflicht – ist da jetzt nicht ein „Alles-umsonst“-Gefühl?
Niemand hat sich das Virus ausgedacht, und ich glaube, dass niemand wirklich weiß, wie damit umzugehen ist. Es sind alles Versuche im besten Willen, Schlimmeres zu vermeiden. Schwierig... Man merkt es schon, dass die Menschen Angst haben. Ich habe nicht die Verantwortung, zu entscheiden, was jetzt passiert. Aber ganz klar: Ich bin nicht glücklich mit der Situation.

Was wird 2020 noch in der KuFa los sein?
Den Liederwettbewerb „HoySchrecke“ hab’ ich nicht abgehakt - den tragen wir jetzt virtuell aus. Das Krimi-Dinner hingegen ist gestrichen, obwohl alle vier Veranstaltungen mit je 80 Plätzen ausverkauft waren. Aber nach den jetzigen Bestimmungen können wir das Dinner nicht ausrichten. Selbst, wenn wir es könnten: Unsere Theatergruppe kann nicht dafür proben. Das geht nicht.

Was geht überhaupt live vor Ort?
Wir haben Hoffnung für Silvester. Dass es keine Party geben kann, ist eigentlich schon jetzt klar – aber vielleicht ein Silvesterkonzert? Wir haben das Feuerbach-Quartett unter Vertrag: Stücke von Klassik bis Rammstein: Wir hoffen sehr, zu Silvester um 17 und 20.30 Uhr dem Publikum diese Konzerte bieten zu können. Ansonsten: Wir können nicht dauernd Geld in Werbung und Plakate stecken, die wenig später ersetzt werden müssen durch „Abgesagt“-Hinweise. Auch der Vorverkauf ist fraglich, wenn ständig eine aufwändige Rückabwicklung droht.

Und 2021...
...werden wir hoffentlich „gespiegelt“ das Programm darbieten können, das 2020 geplant war; also dass alle Künstler, deren Auftritte 2020 hier ausfallen mussten, 2021 in Hoyerswerda zu sehen sein werden. Etwa die Medlz und Thomas Stelzer – und darüber hinaus noch einige mehr, um die wir uns schon lange bemüht hatten wie Friedemann Weise. Eigentlich ist unser Kalender für 2021 voll – wir hoffen nur, dass ihn nicht die nächste Welle Corona wieder ad absurdum führen wird.

Ein generelles Fazit zum Abschluss?
Ganz klar und nüchtern: Wir als KuFa sind nicht die „Meistbetroffenen“ von Corona. Wir sind zwar nicht zu 100 Prozent gefördert, wie es manchmal heißt, aber wir sind über die Stadt Hoyerswerda und den Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien etwas abgefedert und können, beispielsweise mit Kurzarbeit, die Corona-Folgen für unsere Mitarbeiter ein bisschen mindern. Richtig leid tut mir die Situation aber für die Nun-nicht-Besucher – und vor allem die Künstler inklusive ihrer Helfer wie die Techniker.

Gespräch: Uwe Jordan

Alle aktuellen Interviews dieser Reihe finden Sie hier:

Besuch bei...Veranstaltern und Künstlern im zweiten Lockdown

Vor acht Monaten im ersten Lockdown sprachen wir schon einmal mit Uwe Proksch. Hier das damalige Interview:

Anruf bei... Uwe Proksch am 25. März 2020

Damals sprachen wir mit noch vielen weiteren Veranstaltern und Künstlern. Hier die komplette Reihe:

Anruf bei Veranstaltern, Künstlern und Gastronomen in der Corona-Krise