Besuch bei... Christian Wehlan im Entdeckerland Oskarshausen

Kultur im zweiten Lockdown – wie geht´s weiter? Augusto fragt Veranstalter und Künstler, wie sie mit der neuen Lage umgehen.

Geschäftsführer Christian Wehlan mit seinem Oskar.
Geschäftsführer Christian Wehlan mit seinem Oskar. © PR/Oskarshausen GmbH

Alles auf Anfang, Kulturstätten zu, Veranstaltungen abgesagt, Stille auf den Bühnen und in den Sälen. Alles auf Anfang? Mitnichten. Die Lage ist eine andere als im März und April. Damals herrschte zumindest anfangs weitgehende Einigkeit unter Veranstaltern und Künstlern, dass das Opfer ein notwendiges ist. Das ist in diesem tristesten November aller Zeiten nicht mehr so. Augusto hat vor acht Monaten Gespräche mit 35 Veranstaltern und Künstlern geführt. Wir knüpfen daran an und fragen erneut nach dem Umgang mit dem Stillstand im Kulturbetrieb – und natürlich nach der Zukunft. Am 10. November 2020: Christian Wehlan, Geschäftsführer im Entdeckerland Oskarshausen in Freital.

Bei Wiedereröffnung erwartet die Kinder in Oskarshausen eine riesige Wellenrutsche.
Bei Wiedereröffnung erwartet die Kinder in Oskarshausen eine riesige Wellenrutsche. © Oskarshausen GmbH

Zweiter Lockdown, Oskarshausen wieder komplett geschlossen – also alles wie im Frühjahr?
Ähnlich, mit zwei großen Unterschieden: Diesmal sind wir drauf eingestellt, wir konnten schneller reagieren. Wir wollen die Zeit jetzt nutzen und hoffen, dass der November nicht so sehr ins Kontor schlägt. Andererseits betrifft die Schließung diesmal „nur“ die Freizeit-, Gastronomie- und Hotelbranche. Das macht es schwerer.

Hilft die staatliche Unterstützung von 75 Prozent des Umsatzes aus dem November 2019?
Wir wissen nicht, was da für uns wirklich rumkommt. Bei den Überbrückungshilfen des Bundes im Frühjahr sind wir leer ausgegangen, weil wir, wie offensichtlich 90 % der anderen Firmen auch, nicht alle Kriterien erfüllen konnten. Da hat dann wenigstens das Kredit-Programm der Sächsischen Aufbaubank geholfen. Auch diesmal fürchte ich, werden wieder so viele Anforderungen gestellt, dass nur die wenigsten das Geld abrufen können. 

Nehmen wir mal an, es klappt…
Dann haben wir immer noch die Herausforderung, dass wir in gewisser Weise ja noch ein Startup sind, keine zwei Jahre alt. 2019 war unser erstes volles Geschäftsjahr, da war vieles auch noch in der Anlaufphase, der Novemberumsatz also noch nicht so hoch wie bei einem eingeführten Unternehmen. Glücklicherweise wissen wir, dass die Hausbank hinter uns steht.

Es bleibt also vor allem die Hoffnung auf einen schnellen Neustart?
Ja, wobei die Erfahrung aus dem Mai zeigt – das Geschäft läuft voraussichtlich schleppend wieder an. Die Leute rennen uns nach der Neueröffnung nicht gleich die Tore ein, da einige Einschränkungen bei der Nutzung bleiben werden.

Fürchten Sie strengere Regeln als im Oktober?
Wir mussten ja schon verschärfen in den Herbstferien. Und wir können auf eine gute Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt des Landkreises bauen. Die Auflagen sind streng, aber alle Seiten immer auf der Suche nach praktikablen Lösungen.

Fällt es schwer, die erneute Schließung zu akzeptieren?
Grundsätzlich finde ich den Umgang mit der Pandemie in Sachsen in Ordnung, die Regierung mit dem Ministerpräsidenten vorn dran macht einen guten Job. Zweifellos muss die Politik auch reagieren, um die Zahlen in den Griff zu kriegen. Andererseits fällt es mir schwer, dem Team zu vermitteln, warum wir hier schließen müssen, während in Sachsen offensichtlich ganz viele Firmen und Institutionen einfach ohne wesentliche Kontaktreduzierung weitermachen. Da hat man nicht den Eindruck, dass da viel im Homeoffice läuft. So kriegen wir die Zahlen nicht runter – und das tut jeden Tag weh.

Da ist also auch bei den Sachsen ein anderer Umgang mit dem Lockdown zu sehen?
Nicht bei allen scheint der Ernst der Lage angekommen. Wir bekommen tatsächlich Anrufe, ob man denn nächste Woche bei uns Kindergeburtstag feiern könne. Die Schließung ist diesmal nicht konsequent. Viele scheinen davon gar nicht richtig was zu merken – die Kinder in der Schule und Kita, die Eltern auf Arbeit. Ja, ich kann nicht in die Gaststätte oder ins Kino, aber sonst?

Zurück nach Oskarshausen – wie nutzen Sie den November?
Wir sind ein tolles Team, jeder macht sich Gedanken, alle helfen, der Koch nimmt den Malerpinsel in die Hand, die Verkäufer dekorieren, alle suchen nach Ideen. Das ist wichtig, denn wir dürfen niemanden in den gedanklichen Lockdown fallen lassen. Das ist aber nicht einfach, da die Aussichten so unklar sind. Politiker vermitteln aktuell und trotz der Erfahrung aus dem ersten Lockdown keine Idee fürs danach, nicht mal für die Reihenfolge, in der wer wieder öffnen darf.

Ihre Hoffnung auf den 1. Dezember ist also nicht sehr groß?
Im Mai durften wir gemeinsam mit Hotels und Gaststätten öffnen, also relativ früh. Eigentlich haben wir hier sehr gute Voraussetzungen – mehr als 5.000 Quadratmeter Innenfläche, hohe Räume, eine sehr gute und starke Lüftungsanlage, einen Außenbereich, der auch im Winter von den Gästen gern und viel genutzt wird. Gerade haben wir draußen die neue Riesen-Wellen-Rutsche aufgebaut – vom Parkdeck runter in den Spielbereich. 

Womit starten Sie denn, wenn es wieder losgehen kann?
Ohne Schließung liefe seit dem Wochenende unser neues Projekt „Lichterhausen“ – eine Idee aus dem ersten Lockdown. Schon tragisch, dass ausgerechnet dieses extra für Coronabeschränkungen entwickelte und dafür sogar ausgezeichnete Konzept nun dem zweiten Lockdown zum Opfer fallen soll. Die Lichtinstallationen und alle Dekorationen sind da und teilweise aufgebaut. Wir planen den Start jetzt für den 4. Dezember – dann kann man auf dem Freigelände jeden Abend in eine bunt beleuchtete Lichtwelt eintauchen – mit personalisierten Tickets samt Zeitfenster.

Also ist die Hoffnung auf Gäste in der Adventszeit und ein gutes Jahr 2021 doch am Leben?
Ja, wir sitzen wie auf Kohlen. Wir haben ein regionales Publikum, wir sind auch für Familien mit kleinem Geldbeutel erschwinglich, wir bieten Kindern eine schöne Zeit und dazu den Eltern und Großeltern echtes Erlebnis-Shopping. 

Gespräch: Frank Treue

Alle aktuellen Interviews dieser Reihe finden Sie hier:

Besuch bei...Veranstaltern und Künstlern im zweiten Lockdown

Vor acht Monaten im ersten Lockdown sprachen wir schon einmal mit Christian Wehlan. Hier das damalige Interview:

Anruf bei... Christian Wehlan am 18. April 2020

Damals sprachen wir mit noch vielen weiteren Veranstaltern und Künstlern. Hier die komplette Reihe:

Anruf bei Veranstaltern, Künstlern und Gastronomen in der Corona-Krise